Am 26. August ist es morgens gegen halb 6 in Scharnitz noch richtig düster. Ich frage mich, ob ich besser meine Stirnlampe hätte mitnehmen sollen. Um mich herum sind bereits 2000 weitere Läufer und Marschierer.

Keiner trägt Stirnlampe. Also warte ich auf die Sonne.

Derweil treffen weitere Mitglieder unserer Reisegruppe ein. Manche werden vermisst, stecken wohl im Stau fest. Das kleine Dorf muss an diesem Morgen deutlich mehr Verkehr verkraften, als es gewohnt ist.

Unsere Reisegruppe misst 16 gemeldete Mitglieder und Gäste und ist noch immer nicht komplett, als pünktlich um 6 Uhr der Donnerschlag die Nachtruhe stört. Der Startschuss zum Karwendelmarsch ist gefallen.

Die ersten Kilometer fallen leicht, es geht sofort bergauf, aber die Aufregung hilft über die erste Anstrengung hinweg. Der Weg ist gut, breit und einfach zu laufen. So plätschern die ersten 9km mit der aufgehenden Sonne dahin. Wasserfälle, Berge, Kühe, Läufer, alles wunderschön.

Ab km14 wird es langsam ernst. Das Laufen wird anstrengend, der Berg will kein Ende nehmen. Irgendwann entscheide ich mich, meine Hitech Carbonstöcke aus dem Rucksack zu nehmen. Eine gute Entscheidung, es fällt mir direkt leichter. Am oberen Ende des Anstiegs zeigt meine Uhr 1792m Höhe an. Oben gibt’s Suppe und andere Köstlichkeiten.

So erklimme ich mit einem konstanten Haufen Läufer die nächsten Berge, und jede Versorgungsstation ist willkommene Pause. Ich esse und trinke dort in Ruhe, gönne mir diese kurze Rast. Auf dem dritten Gipfel kündigt ein Schild Richtung abwärts das erste nahende Etappenziel Eng an. Es geht einen ziemlich holprigen Weg runter, wir stürzen viele 100hm in kürzester Distanz hinab ins Tal. Ein Wunder, dass sich hier keiner langlegt. Später erfahre ich, dass ein paar Meter vor dem Etappenziel in Eng eine Läuferin aus unserer Gruppe hier stürzt und im Sani-Zelt die stark blutende Wunde genäht wurde.

Mir geht es hier gut, ich lasse diese Verpflegung sogar aus und freue mich auf den letzten Berg. Dieser sollte sich als der schwierigste erweisen. Erst als sehr langgezogener weicher Anstieg mündet der Weg in eine nicht enden wollende Serpentine, die mit hohen Stufen und Felsbrocken die Ersteigung sehr anstrengend macht. Jetzt bloß nicht stehenbleiben! Mein Schnitt sinkt hier an dem Gesamtanstieg auf unter 12min/km, selbst dieses in der Ebene gemütliche Tempo fällt hier auf fast 1900m Höhe ziemlich schwer.

Oben angekommen wird man wieder einmal mit einem atemberaubenden Blick versöhnt. Ich gönne mir hier 2 Minuten Pause. Ab da geht es einfacher ins Tal, kurz über den ersten Häusern beginnt sogar eine ordentliche Straße und die letzten 9km fliege ich Richtung Ziel.

Die gesamte Reisegruppe erreicht ihre vorher gesteckten Ziele, manche wandern und laufen die gesamte Strecke von 52km in knapp 13 Stunden, andere steigen nach 8 Stunden in Eng aus, was aber nach 35km auch eine ganz beachtliche Leistung ist. Also ein sehr erfolgreiches Wochenende für den TV Witzhelden.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Bilder teilweise von www.karwendelmarsch.info
und https://de-de.facebook.com/Karwendelmarsch
und von Heike
Text: Matthias