Trans Alpine Run 2021. Ein kleiner Erfahrungsbericht unseres Alpen Abenteuers. Bild: Sportograf

Italien. Scuol. Der Wecker klingelt. Es ist 4:45 Uhr. Es liegen bereits 6 Etappen hinter uns. Wir, das sind Antje Wietscher und Matthias Haaser, also ich, machen uns bereit für den letzten Tag unseres Alpen-Abenteuers. Uns erwartet heute nochmals eine Etappe jenseits der Marathon Distanz mit summierten 2452 Höhenmetern. Eigentlich hatten wir viel Glück auf dieser Reise. Wir sind ohne wesentliche Stürze durchgekommen (einmal landete Antje im Bach) und wir hatten auch bei der Hotelbuchung das Glück, nur einmal einen Shuttleservice zu benötigen. Das war heute. Also, um 5:00 Uhr gibt’s ein schnelles Frühstück, Brötchen und Marmelade, dazu Kaffee. Um 5:30 sind die Gepäckstücke im Flur abgelegt; die holt ein Fahrdienst ab. Wir finden uns um 5:50 dann vor dem Hotel ein, mit ca. 30 weiteren Läufern, und hoffen, dass der Shuttle pünktlich kommt. Er kommt pünktlich.

Uns geht es eigentlich recht gut, wir hatten die ersten 3 Tage schrecklichen Muskelkater vom Bergablaufen. Ab dem 5. Tag lief es besser. Wir waren glücklich, bei dem wirklich sehr jungen und starken Teilnehmerfeld im Mittelfeld gut mithalten zu können. In unserer AK (Senior Master Mixed, zusammen über 100 Jahre alt) lagen wir immer am Ende des ersten Drittels.

Nun also der 7. Tag. Um 6:05 sind wir am Start. Wir haben ja dazugelernt, also früh in die Startbox, um vorne zu stehen. Das verhindert das Schlange stehen am ersten Berg. Um 7:10 Uhr fällt der Startschuß. Es geht erstmal 2km bergab und flach, das ist gut. Damit entzerrt sich das Läuferfeld. Wir haben trotzdem wieder bekannte Gesichter um uns herum, die uns alle Tage begleitet haben. Der Andreas aus Mönchengladbach, der Alessandro und Dietmar aus München, und andere, deren Namen ich vergessen habe.

Dann kommt er. Der einzige richtig lange Anstieg des Tages. Es geht 9 km bergauf, von 1200m bis auf über 2930m. Dafür brauchen wir 2,5 Stunden. Es ist der höchste Punkt des Transalpine Run. Wie ein Lindwurm zieht sich die Schlange der Läufer zur ersten Verpflegungsstelle, die sich hier auf 2500m befindet.

Aus dem Tal hoch zur ersten Verpflegungsstelle. Danach geht es noch weiter. Es fehlen noch immer 400 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt.

Kurz vor Erreichen des Gipfels hat der Streckenchef erneut eine kleine Kletterpassage eingebaut. Wieder steht die Medical Crew im Berg und beruhigt mit wohl gewählten Worten die unsicheren Läufer, beteuert, dass das kein Problem für uns sein wird. Ich denke nicht weiter drüber nach und mach, dass ich da durchkomme. Oben ein kurzer Blick nach hinten, ja, auch Antje ist direkt hinter mir und schaut zufrieden aus.

Oben wartet wie jeden Tag der Streckenchef, der mit seiner großen Schelle die Läufer begrüßt. Er ist wahrscheinlich mitten in der Nacht losgefahren und hat den Berg von der anderen Seite erwandert.

Der Ausblick ist überwältigend. Wir gönnen uns 5 Minuten Pause. Jeder Gipfel ist ein Ereignis, das zum Innehalten einlädt. Die ganzen 7 Tage hatten wir so ein riesen Glück mit dem Wetter, und der Streckenchef hat wahrscheinlich die schönsten Routen der Alpen gefunden.

Danach geht es tendenziell fast nur bergab, über 30km, bis nach Prad am Stilfserjoch. Das Ziel der 7tägigen Reise. Wir erreichen es heute nach über 8 Stunden.

Wie jeden Tag wird jedes Team im Ziel frenetisch begrüßt, vom ersten bis zum letzten Läufer. Wir machen uns noch über die angebotene Zielverpflegung her, die hier wieder nur gute Sachen zu bieten hat. Pizza, Bier, Obst, Käse, kein Wunsch bleibt offen. Hier gibt es auch sofort die Pasta und gegen später noch eine Party mit Siegerehrung und T-Shirtübergabe, die wir wegen des Shuttlebusses leider vorzeitig abbrechen mussten. Irgendwie ist es dann ein eigenartiges Gefühl, dass es schon vorbei sein soll. Mal sehen, vielleicht kommen wir ja wieder….

Ein paar Daten zum Transalpine Run: Es geht darum, in 8 Tagen vom Kleinwalsertal im Norden Österreichs durch die Schweiz bis nach Italien zu laufen. Die Daten hierbei sind eindrucksvoll: 300 Teams sollen in 8 Tagen die 263 km mit seinen insgesamt 15.320 Höhenmetern laufen. Hier die Etappen:

Start am 04.09. in Hirschegg/Österreich, Ziel am 11.09.: in Prad am Stilfserjoch/Italien

Tag 1: Hirschegg/A – Lech am Arlberg/A                         31,7 km Aufstieg: 2100 HM/Abstieg: 1800 HM

Tag 2: Lech am Arlberg/A – St. Anton am Arlberg/A   29,67 km Aufstieg: 1810 HM / Abstieg: 1933 HM

Tag 3: St. Anton am Arlberg/A – Galtür/A                       34,69 km Aufstieg: 2485 HM / Abstieg: 2213 HM

Tag 4: Galtür/A – Klosters/CH                                              43,44 km Aufstieg: 2284 HM / Abstieg: 2659 HM

Tag 5: Bergsprint Klosters/CH                                             8,37 km  Aufstieg: 883 HM / Abstieg: 204 HM

Tag 6: Klosters/CH – Scuol/CH                                             48,17 km Aufstieg: 2346 HM / Abstieg: 2224 HM

Tag 7: Scuol/CH – Prad am Stilfserjoch/I                          44,99 km  Aufstieg: 2452 HM / Abstieg: 2807 HM

Der 8. Tag musste wegen aktualisierter Corona Regeln in Italien leider entfallen.

Die Tagesergebnisse unseres Teams „Wupperberge“ der Etappen:

Tag 1: 285 Teams im Ziel, Platz 126, Zeit: 5:45

Tag 2: 274 Teams im Ziel, Platz 160, Zeit: 5:26

Tag 3: 254 Teams im Ziel, Platz 161, Zeit 7:08

Tag 4: 246 Teams im Ziel, Platz 159, Zeit: 8:21

Tag 5: Bergsprint

Tag 6: 228 Teams im Ziel, Platz 144, Zeit: 8:52

Tag 7: 220Teams im Ziel, Platz 141, Zeit 8:06

Bilder: Sportograf, Plan B und private Sammlung.

Sehr schöner Clip unter (811) Transalpine Run 2021 Recap – YouTube

Weitere tolle Videoclips unter Videos – TRANSALPINE RUN (transalpine-run.com)